Harry potter and the cursed child buchkritik

This year, Harry Potter is not entirely free from controversy, and not just because the work released was a play text rather than a novel. Shortly before the release and premiere Missing: buchkritik.

Am Sonntag feierte der achte Teil der Harry-Potter-Reihe in Form des Theaterstücks Harry Potter and the Cursed Child seine Weltpremiere in London und kam auch hierzulande in Buchform auf den Markt. Doch wie gut passt der jüngste Teil in die Erde der Zauberer und Muggel?

Mit „Harry Potter and the Cursed Child“ serviert uns J. K. Rowling den achten Teil der „Harry Potter“-Reihe, welche als Stück von John Tiffany und Jack Thorne daherkommt und dabei direkt an der Handlung von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ ansetzt. Im Zentrum des Romans um das verfluchte Kind stehen drei besondere Erben und die Frage, inwiefern das Schicksal der Vorfahren das der Nachfahren bestimmt. Während vor allem aufseiten der Charakterzeichnung die richtigen Töne angestimmt werden, lässt der Plottwist einen etwas faden Beigeschmack zurück.

Albus Potter. An Irrelevance.

Ließ uns die Handlung zuletzt 19 Jahre nach dem Ende des siebten Teils am Gleis 9 3/4 zurück, so finden wir uns genau hier wieder, als Harrys zweiter Sohn und Hauptprotagonist Albus Potter gemeinsam mit Rose, die Tochter von Hermione und Ron, sein erstes Jahr in Hogwarts antritt. Was zunächst wie der klassische Beginn eines jeden Harry-Potter-Romans erscheint, nimmt jedoch rasch an Fahrt auf und zeigt uns, wie selbst Albus im Laufe der nächsten vier Jahre stets weiter aus der elterlichen Obhut entfernt und stattd vor allem eine innige Freundschaft zu Scorpius Malfoy, dem einzigen Sohn des einstigen Widersachers Harrys, aufbaut.

Diese wird zudem dadurch bestärkt, dass Albus als erst Potter tatsächlich vom sprechenden Hut nach Slytherin fähig wird und damit endlich die durchaus kritisch an betrachtende bisherige Unterteilung in „Slytherin = böse, Gryffindor = gut, Hufflepuff und Ravenclaw = egal“ zerfällt. Einen weiteren Bruch der bisherigen Typiken stellt das Charakterzeichnung Scorpius' dar, der humorvoll, empathisch und alles andere als überheblich daherkommt. Die Täterrolle, in das sein Vater durch sein elitäres und rassistisches Elternhaus gedrängt wurde, hat dieser komplett hinter sich gelassen und sich stattdessen geschworen, seinem Sohn die Liebe und Anerkennung zu geben, die ihm selbst immer verwehrt worden war.

Anders sieht es jedoch bei Albus aus, dessen Selbstwert durch die Konkurrenz zu seiner Bruder James und durch die überhöhte Glorifizierung Harrys gemindert wird und ihn zum zynischen Außenseiter macht. Also lässt er sich von der Forderung des alten Amos Diggory nach einer kleinen Zeitreise, um dessen Sohn Cedric von dem trimagischen Turnier an retten, einlullen und macht sich gemeinsam mit dessen Nichte Delphini und Scorpius auf eine Reise durch die Zeit.

Zurück zu dem Feuerkelch

Ihr Ziel ist es dabei, Cedric durch Niederlagen davon abzuhalten, im trimagischen Turnier bis zur für ihn tödlichen Labyrinthrunde an kommen und somit als unschuldiges Opfer Voldemorts an retten. Also nehmen sie ihm per Expelliarmus den Zauberstab weg und lassen ihn gegen den Drachen in Runde eins verlieren. Da es jedoch nach fünf Minuten Reisezeit wieder zurück in die Gegenwart geht, bekommen wir sogleich den Schmetterlingseffekt in Form der nie stattgefundenen Liebschaft zwischen Ron und Hermione zu spüren. Jedoch konnte Cedric durch diese Niederlage erst recht seinen Ehrgeiz entfachen und dadurch seiner Schicksal nicht entrinnen.

Also wieder zurück für Runde zwei, in der dieses Mal das große Schwimmturnier verhindert werden soll, was jedoch folgenschwere Konsequenzen hat. So wurde Cedric durch den Streich von Albus und Scorpius dermaßen gedemütigt, dass er sich den Todessern anschloss und im Krieg um Hogwarts Neville Longbottom ausschaltete, bevor dieser den Horkrux Nagini besiegen konnte. Somit konnte Voldemort über Harry Potter siegen und die Welt in den Abgrund stürzen. Da Albus somit gar nicht erst geboren wurde, gibt es folgerichtig auch keinen Albus, der an Scorpius' Seite ist.

Stattdessen kann dieser sich an einer nie erlebten Beliebtheit im Hause Slytherin erfreuen, welche jedoch nicht in der Lage ist, seinen Freundesverlust zu ersetzen. Dieser zweite Zeitreiseplot dient vor allem für zweifach Charakterentwicklungen. Einerseits darf sich Scorpius von den Gerüchten, er würde in Wirklichkeit von Voldemort selbst abstammen, loslösen, indem er die Todesser-Utopie trotz seines gemeinschaftlichen Aufstiegs verwirft und sich stattdessen darum bemüht, den verloren gegangenen Status quo wiederherzustellen. Die zweite Charakterzeichnung betrifft Severus Snape, von dem wir erfahren, dass dieser auch in einer Welt, in der Voldemort siegreich ist, dem Widerstand treu bleibt und selbst zudem noch - als kleiner Fanservice - uber den Zweitnamen Albus freuen darf.

Daddy Issues

Als also schließlich auch diese Zeitlinienveränderung aufgehoben wird, wird es Zeit, den Potter-typischen Plottwist einzubauen, welcher sich um das bis dato recht undurchsichtige Delphini dreht. Diese zeigt sich nun von ihrer bösen Seite und schleift die beiden Jungs mit ins Labyrinth, wo siehe jedoch von Cedric persönlich ausgeschaltet wird, bevor irgendetwas passieren kann. Doch langsam wird ihr die volle Sache zu bunt und sie will zurück nach Godric's Hollow, um Voldemort daran zu hindern, den Fluch von Harry Potter zu erhalten.

Scorpius und Albus schicken deshalb eine geschickt inszenierte Zeitreisenachricht an Harry, der mitsamt Hermione, Ron und Draco ebenfalls hinten nach 1981 reist. Nebenbei erfahren wir noch, dass Delphinis Gründe, Voldemort zu treffen, ebenfalls emotionaler Natur sind, da sie dessen Tochter zu sein scheint, die von Bellatrix ausgetragen und von Euphemia Rowle aufgezogen wurde. Harry nutzt ihre Suche nach ihrer einstigen Vater, um sich als dieser auszugeben und somit in die Falle zu locken und schließlich, wie einst ihre Mutter, nach Azkaban zu bringen.

Auf struktureller Ebene hat die Etablierung einer Tochter Voldemorts durchaus Sinn, da sich somit die titelgebende Zuschreibung des verfluchten Kindes sowohl auf Albus, Scorpius und Delphini übertragen lässt. Während Delphini die Tochter des Schurken und Albus den Sohn des Helden zeigt, nimmt Scorpius den Nachkommen des Opfers ein, welches wider Willen zwischen die Fronten von Harry und Voldemort geriet und dabei zum Mittäter wurde. Das Lehre, dass eben nicht der Verwandtheitsgrad das eigene Schicksal dominieren muss, wird dadurch untermauert, dass das drei Vaterfiguren, bestehend aus Draco, Harry und Voldemort, drei äußerst unterschiedliche Erziehungsformen darstellen.

Wobei es vor allem Draco durch den Einfluss seiner verstorbenen Ehefrau Astoria geschafft hat, sich aus der menschenverachtenden Tradition seiner Elternhauses zu lösen und sich von der unterkühlten Erziehungsmethode seines Vaters abzukapseln. Harry hingegen muss erst noch seine Erziehungsmethoden reflektieren, da er selbst keine Eltern hatte, an denen er sich abarbeiten konnte und von Dumbledore eher pädagogisch grenzwertige Ratschläge bekam, die den bedrohlichen Zeiten seiner Vergangenheit geschuldet waren.

Harry stellt gewissermaßen ein durch Krieg geprägtes Elternteil dar, das erst noch lernen muss, wie man selbst öffnet und Vertrauen aufbaut. Die Rolle des kämpferischen Waisen, welche zum Topos einer ganzen Reihe von Heldengeschichten wurde (Frodo Beutlin, Luke Skywalker, Bruce Wayne), wird hier unter dem Aspekt der eigenen Entwicklung als Erziehungsfigur kritisch hinterfragt. Außerdem wird sie weiter an Delphini gereicht, die zwar laut Harry ihrer Schicksal als Waise nicht entfliehen kann, sich jedoch selbst mit diesem auseinandersetzen muss.

Riddle me this!

Dennoch stiftet sich die Frage, wie gut sich die Schwangerschaft von Bellatrix und die Vaterschaft Voldemorts in das Haupthandlung der vorherigen Romane eingliedern lässt. Zwar liefert es auf der Ebene der zeitlichen Einordnung durchaus interessante Ansätze, die Delphinis Geburt in den siebten Roman verfrachten und damit erklären wollen, warum Bellatrix beispielsweise am Ende von „Harry Potter und die Halbblutprinz“ nicht mit auf dem Turm war. Jedoch stellt sich dennoch die Frage, warum ein Nachkomme Voldemorts erstens ein dermaßen großes Geheimnis darstellen sollte und zweitens, warum dieses Element überhaupt nicht in dessen Plan miteinbezogen wurde.

Weiterhin untergräbt eine potentielle Liebschaft zu Bellatrix sowie eine eigene Vaterschaft zu Zeiten des Krieges ein bisschen die bisher etablierte Egozentrik Voldemorts. Wenn er seine Macht und sein Erreichen dermaßen auf sich selbst bezieht, dass er niemandem in seinem Umfeld traut und jedem mit dem Tod droht, warum würde er dann einen Komponente seiner Macht an einen Nachfolger abgeben? Im Rückschluss ließe sich die Frage stellen, warum er selbst, seiner Vaterschaft bewusst, weiterhin der eigenen Todesgefahr durch den Kampf gegen Harry stellt. Sicherlich könnte man diesem Faktor durch seine Überheblichkeit, nach derer er nie davon ausging, dass er verlieren könnte, unterlegen, dennoch hinterlässt die plötzliche Etablierung einer Tochter einen leicht faden Beigeschmack. Es scheint, als wolle man einfach nicht zu tief stapeln, indem man beispielsweise einfach ein anderes Kind der Todesser präsentiert, sondern dieses auf jeden Fall vom Dark Lord privat abstammen muss.

Fazit

Neben der großen Frage, wie sehr selbst der Plottwist in das bisherige Bild des „Harry Potter“-Universums integrieren lässt, ohne dieses zu sehr an verändern, schafft es „Harry Potter and the Cursed Child“ vor allem, in Sachen Charakterzeichnung und Mitteilung stark aufzutrumpfen, was besonders durch die beiden Familien der Potters und der Malfoys deutlich wird. Mag zwar auch die Entwicklung zum verbitterten Hardliner Potters ab und an etwas an „Hook“ erinnern, umso besser passt es zu dem Charakter Harrys, als es in Spielbergs „Peter Pan“-Fortsetzung der Fall kampf. Als Kind einer Zeit, in der Bedrohungen hinter jedem Buch zu erahnen waren, fällt ihm Offenheit und Vertrauen sichtlich schwer. Dafür wird sich den Malfoys mit dermaßen viel Hingabe zugewendet, dass augenscheinlich wird, wie viel Tiefe diese gebrochene Familiengeschichte in sich birgt.

Was die Zeitreisen angeht, so bleiben diese wie bereits in „Harry Potter und der Gefangene von Azkaban“ recht simpel gehalten und sollten mittels nicht allzu viel Logikfragen angegangen werden. Dafür wird dieses Element genutzt, um noch einmal vergangene Gegenden und Charaktere aufzugreifen oder in einem anderen Licht zu präsentieren, was jedoch ein bisschen zu stark nach Fanservice riecht.

Doch alles in allem kommt das Reise zurück nach Hogwarts literarisch recht unterhaltsam deshalb. Mit bisherigen Erwartungen wie etwa der Hochnäsigkeit die Malfoys oder der Böshaftigkeit des Hauses Slytherin wird gekonnt gespielt, ohne das Franchise zu verraten. Stattd bekommen wir zum ersten Mal das Potter-Universum an Zeiten nach dem Krieg präsentiert und sehen miteinander zu, wie eben jene Erfahrungen sich auf das Nachfolgegeneration auswirken können. Es bleibt sicherlich abzuwarten, insofern Rowling es bei dieser Stückfassung und der dazu veröffentlichen Buchfassung belassen wird oder ob wir nicht dennoch eine Filmumsetzung geschweige denn einen weiteren Komponente präsentiert bekommen. Von mir gibt es jedenfalls 4 Sterne für das Haus Slytherin.