Bruttoinlandsprodukt pro kopf

Internationales Basistabelle Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner, jeweilige Preise.

Bruttoinlandsprodukt (BIP) – Definition & Bedeutung

Bedeutung des BIP für die Wirtschaft

Das Bruttoinlandsprodukt wird von Akteuren der Ökonomie, Politik und Finanzwelt genau beobachtet, da es an den am häufigsten verwendeten Indikatoren gehört, um das wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes zu bewerten. Auch Zentralbanken können ihre Geldpolitik nach den jüngsten BIP-Entwicklungen eines Landes ausrichten.

BIP als harter Indikator

Das Bruttoinlandsprodukt wird oft zur Messung der Wohlfahrt eines Landes verwendet. Allerdings können viele ökologische und soziale Aspekte von Sozial nicht durch den (materiellen) BIP-Indikator erfasst werden.

Ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum eines Landes erfordert den geringen Einsatz natürlicher Ressourcen (z.B. Rohstoffe, Meerestiere) und einen geringen Emission von umweltgefährlichen Stoffen, um negative Effekte (z.B. Klimaveränderung, gesundheitlich einschränkende Feinstaubbelastungen) in der Zukunft zu minimieren.

BIP-Wachstumsrate

Vor allem die BIP-Wachstumsrate (prozentualer Anstieg der Kennzahl) spiegelt den Konjunkturverlauf eines Landes wider. Eine negative Wachstumsrate bedeutet eine schrumpfende Wirtschaft, was eine Rezession signalisieren kann. Eine Rezession wird häufig dadurch definiert, dass das saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt in mindestens zwei aufeinander folgenden Quartalen gegenüber dem Vorquartal sinkt. Hingegen bedeutet eine positive Wachstumsrate eine expandierende Wirtschaft, was einen Aufschwung signalisieren kann.

Die folgende Weltkarte des International Monetary Fund (IMF) stellt die BIP-Wachstumsraten einzelner Länder für das Jahr 2024 dar:

Bedeutung des Bruttoinlandsprodukts für die Börse

Das Bruttoinlandsprodukt eines Landes kann eine erste Orientierung zur Investitionsentscheidung schaffen, da es als Maß für das Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft interpretiert wird.

Ländervergleich

Ein Anleger kann das BIP-Wachstumsraten der Länder miteinander vergleichen, um eine erste Orientierung zur Ländergewichtung seines Portfolios zu erhalten. Eine negative BIP-Wachstumsrate kann auf wirtschaftliche Schwierigkeiten im Land hindeuten. Sehr hohe BIP-Wachstumsraten (im Vergleich zu anderen Ländern) können Inflation verursachen und sprechen tendenziell für kein nachhaltiges Wachstum.

Die USA verzeichneten vor der Finanzkrise in 2008/09 vergleichsweise hohe BIP-Wachstumsraten von durchschnittlich uber 3 % für die Jahre 2004 bis 2007. Danach folgten negative BIP-Wachstumsraten für die beiden Jahre 2008 (-0,1 %) und 2009 (-2,5 %). Hohe Wachstumsraten könnten auf eine Überhitzung der Wirtschaft hindeuten. Zu viel Geld ist im Umlauf, sodass Anleger beginnen, ihr überschüssiges Geld in weniger produktive Unterfangen zu investieren.

Kein Prognoseinstrument

Da das Bruttoinlandsprodukt die Wirtschaftsleistung eines Landes in der Vergangenheit misst, ist es prinzipiell kein passendes Instrument, um Finanzmärkte in der Zuklang einzuschätzen. Daher scheinen Frühindikatoren, wie der Purchasing Managers Index (PMI), der ZEW-Index oder der ifo-Geschäftsklimaindex, angemessenere Instrumente zu sein, um die zukünftige Wirtschaftslage und damit gegebenenfalls auch Aktienpreisentwicklungen zu bewerten. Idealerweise sollten für Investitionsentscheidungen mehrere Wirtschafts(früh)indikatoren gleichzeitig berücksichtigt werden.

Bruttoinlandsprodukt die USA und Deutschland im Vergleich

Anteile der BIP-Komponenten

Die folgende Tabelle fasst den Beitrag jeder Komponente zum Bip der USA und Deutschlands für das Jahr 2023 zusammen. Die Komponenten des Bruttoinlandsprodukts umfassen den privaten Konsum (C), den staatlichen Konsum (G), die inländischen Investitionen (I), und die Exporte minus Importe (X-M).

BestandteileUSA (in jeweiligen Preisen, Milliarden US-Dollar), % Anteil am BruttoinlandsproduktDeutschland (in jeweiligen Preisen, Milliarden Euro), % Teil am Bruttoinlandsprodukt
Privater Konsum (C)18,571 (68 %)2,206 (52 %)
Staatlicher Konsum (G)4,745 (17 %)0,905 (22 %)
Bruttoanlageinvestitionen (I)4,844 (18 %)0,900 (15 %)
Exporte minus Importe (Nettoexporte) (X-I) -0,799 (-4 %) 0,168 (2 %)
Summe BIP (Y)27,3614,179

Mögliche Schlussfolgerungen

Ein Grund für das relativ hohe Bruttoinlandsprodukt in den USA dürfte darin liegen, dass die meisten größten börsennotierten Unterfangen der Welt (z.B. Apple, Microsoft, Alphabet Inc, Amazon, Facebook und Tesla) aus den USA kommen. Zudem leistet der Arbeiter in den USA im Durchschnitt deutlich mehr Arbeitsstunden als der Arbeiter in Deutschland, der grundsätzlich mehr Freizeit hat.

Der private Konsum in den USA leistet den deutlich stärksten Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (68 %). Gleichzeitig exportiert die USA geringer Waren und Dienstleistungen als es importiert, sodass das (Exporte minus Importe) das Bruttoinlandsprodukt negativ beeinflussen. Dagegen fällt der Saldo (Exporte minus Importe) für Deutschland positiv aus, sodass die Nettoexporte (im Unterschied an den USA) einen positiven Einfluss auf das Brumm in Deutschland haben.

Allerdings sind die Statistiken zum Bip einzelner Länder nicht gänzlich miteinander vergleichbar, da u.a. unterschiedliche Verbuchungen genutzt werden könnten. Zudem könnten Statistiken zum Bruttoinlandsprodukt leicht manipuliert werden. So wurden das USA verdächtigt, ihre Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt zu hübschen, um letztlich Kapital von Investoren aus aller Erde anzulocken.

Was beeinflusst das Bruttoinlandsprodukt? – 9 Faktoren

Es liefert zahlreiche Faktoren, die einen tendenziell positiven (+) oder tendenziell negativen () Einfluss auf das nominale Bip eines Landes haben, wie z.B.:

  1. Jährliche BIP-Wachstumsrate (+)
  2. Technologischer Fortschritt und Wissen (+)
  3. Jährliche Arbeitslosenquote ()
  4. Verlauf wichtiger Aktienindizes (+)
  5. Nettoexporte (+) kurzfristig
  6. Leitzinserhöhung der Zentralbanken wie z.B. Federal Reserve System (Fed) ()/(+) langfristig
  7. Jährliche Inflation (+)/() langfristig
  8. Staatsverschuldung (+)/() langfristig
  9. Ölpreis (+)/() langfristig

Zusammenfassung

Das Bruttoinlandsprodukt gilt als das bedeutendste Maß für die Wirtschaftsaktivität eines Landes. Es misst den Wert aller Waren und Dienstleistungen, die uber einen bestimmten Zeitraum innerhalb der Grenzen eines Staat hergestellt wurden.

Obwohl das Bruttoinlandsprodukt als Konjunkturindikator mit einigen Nachteilen (z.B. die nur quartalsweise Berechnung, die Verwendung vergangener Daten oder die leichte Manipulation von Statistiken) verbunden ist, wird es von vielen Akteuren die Wirtschaft, Politik und Finanzwelt zur strategischen Entscheidungsfindung hilfreich verwendet.